Studie: Kinder sind sogar gegenüber primitiven Robotern höflich; Mädchen neigen eher dazu, sie zu „vermenschlichen“

Psychologen des USWPS HumanTech Center untersuchten in Workshops die Interaktion von Kindern mit sozialen Robotern. Sie fanden heraus, dass Kinder höflich mit den Robotern sprachen, selbst wenn diese einen gebieterischen Ton anschlugen. Darüber hinaus schrieben jüngere Kinder und Mädchen den Maschinen eher menschliche Eigenschaften zu.
Soziale Roboter werden zunehmend im Bildungsbereich eingesetzt. Weltweite Studien zeigen, dass sie das Lernengagement von Kindern deutlich steigern und ihre schulischen Leistungen verbessern können. Sie unterstützen außerdem den Spracherwerb und die Problemlösung in der Gruppe.
Damit Roboter in diesem Bereich effektive und verantwortungsvolle Partner sein können, ist es jedoch entscheidend zu verstehen, wie Kinder sie wahrnehmen und auf sie reagieren. Wie Robotereigenschaften (z. B. Kommunikationsstil, Aussehen, Geschlecht) den Bildungserfolg beeinflussen können. Das Verständnis dieser Zusammenhänge kann dazu beitragen, Handlungen zu vermeiden, die unbeabsichtigt Stereotypen verfestigen oder das Engagement der Schüler verringern.
Ein Team um Dr. Konrad Maj, Leiter des HumanTech Centers der SWPS University, forscht seit mehreren Jahren zu diesem Thema. Die neueste Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift Computers & Education veröffentlicht (https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0360131525002131).
Insgesamt nahmen 251 Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren teil. Sie interagierten mit einem Roboter, der entweder auf einen höflichen, fordernden oder einen strengen, gebieterischen Kommunikationsstil programmiert war. Durch die Verwendung eines weiblichen oder männlichen Namens (Ada – Adam) wurde dem Roboter eine weibliche oder männliche Identität zugewiesen.
„Wir haben uns auf zwei Faktoren konzentriert: den Kommunikationsstil des Roboters und sein vermenschlichtes Geschlecht. Wir haben diese Variablen ausgewählt, weil sie direkten Einfluss darauf haben, wie Kinder die Absichten des Roboters, seine „Wärme“ und seine Autorität interpretieren – Eigenschaften, die sowohl das Engagement als auch die Lernergebnisse beeinflussen können“, sagte Dr. Konrad Maj gegenüber PAP.
Die Forscher testeten unter anderem, ob Kinder den Kommunikationsstil des Roboters imitieren würden – sei es höflich oder befehlend. Die überwiegende Mehrheit der Kinder verwendete eine höfliche Sprache gegenüber dem Roboter, selbst wenn dieser streng oder befehlend sprach. Über 78 Prozent der Kinder reagierten höflich, wenn der Roboter höflich zu ihnen war, und ganze 69 Prozent reagierten höflich, wenn der Roboter ihnen Befehle erteilte.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, so die Forscher, dass etablierte soziale Normen in Bezug auf Höflichkeit einen stärkeren Einfluss auf die Kommunikation von Kindern mit Robotern haben als der kurzfristige Interaktionsstil, bei dem der Roboter einen starken, durchsetzungsfähigen Ton verwendet.
Psychologen der SWPS-Universität gaben an, dass die Kinder den Roboter möglicherweise als Teil einer von Erwachsenen geleiteten Umgebung – ähnlich einem Lehrer – wahrgenommen und entsprechend reagiert haben. Sie schrieben dem Roboter wahrscheinlich auch die für den Umgang mit Menschen typischen Höflichkeitsnormen zu.
„Viele frühere Studien haben gezeigt, dass Menschen im Umgang mit Robotern oft höflich sind, insbesondere wenn diese natürliche Sprache verwenden. Unsere Ergebnisse bestätigen dies: Selbst wenn der Roboter streng war, blieben die Kinder höflich – ähnlich wie in anderen Studien, in denen sie ohne Aufforderung „bitte“ zu KI-Assistenten sagten. Dies ist im Kontext realer Schulklassen wichtig, in denen Roboter möglicherweise einen gebieterischen Ton anschlagen müssen. Unsere Experimente zeigen, dass diese Art der maschinellen Kommunikation sozial effektiv sein kann, ohne dass die Gefahr besteht, dass Kinder diese Art der Konversation übernehmen, zumindest kurzfristig“, beschrieb Dr. Maj.
Die Studie zeigte auch, dass sowohl ältere als auch jüngere Kinder Roboter zwar recht stark vermenschlichten, jüngere Kinder ihnen jedoch eher viele menschliche Eigenschaften zuschrieben.
Kinder im Alter von 7 bis 9 Jahren glaubten oft, der Roboter habe Gefühle oder Absichten – manche sagten, er sehe „glücklich“ oder „traurig“ aus. Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren hingegen waren eher skeptisch und betrachteten den Roboter als programmierte Maschine. Dieser Unterschied, so die Forscher, spiegele die kognitive Entwicklung wider: Jüngere Kinder lernen noch, zwischen lebenden und nicht lebenden Dingen zu unterscheiden, während ältere Kinder zunehmend logisches Denken anwenden.
Mädchen schrieben dem Roboter etwas häufiger Fähigkeiten oder Emotionen zu als Jungen. Dieses Ergebnis deckt sich mit den Vorhersagen und Beobachtungen der Forscher. Einige Mädchen interagierten mit dem Roboter, als wäre er eine Puppe oder ein Freund. Einige Jungen hingegen waren eher geneigt, den Roboter zu testen oder sich auf kleinere Provokationen einzulassen. Dieses Verhalten spiegelt auch frühere Erkenntnisse wider, wonach Mädchen Roboter eher als Begleiter betrachten, während Jungen sie eher als Werkzeuge oder Herausforderungen betrachten.
Männliche und weibliche Roboter wurden in ähnlichem Maße „vermenschlicht“. Manipulationen des Namens (weiblich vs. männlich) hatten keinen signifikanten Einfluss auf den Grad der Vermenschlichung. Es zeigten sich jedoch subtile Wechselwirkungen: Die höfliche Roboterfrau wurde als die menschlichste wahrgenommen, die kommandierende Roboterfrau als die am wenigsten menschlich.
„Das Design von Lernrobotern sollte auf das Alter und die soziale Orientierung des Kindes abgestimmt sein. Roboter mit starkem emotionalen Ausdruck können das Engagement jüngerer Kinder oder Mädchen beim Lernen steigern. Es besteht jedoch auch die Gefahr einer übermäßigen Anthropomorphisierung, die zu falschen Wahrnehmungen der Fähigkeiten oder Absichten des Roboters führen kann. Bei älteren Kindern kann eine klare Kommunikation der künstlichen Natur des Roboters dazu beitragen, das Engagement aufrechtzuerhalten und gleichzeitig kritisches Denken im Lernprozess zu entwickeln“, erklärte Dr. Konrad Maj.
Ewelina Krajczyńska-Wujec (PAP)
ekr/ agt/ ktl/
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